Neubau Mikroskopgebäude, Ulm
Konstruktion - Das Gebäude wurde als Fertigteilbau mit kerngedämmten, oberflächenfertigen Stahlbeton-Sandwichelementen für die Fassade und tragenden Betonfertigteilen für die Innenwände errichtet. Decke und Dach sind als Filigrandecken mit Ortbeton ausgeführt. Damit konnte der vorgegebene sehr enge Zeitrahmen von 15 Monaten Bauzeit eingehalten werden. Die aktuellen Werte der EnEV und des EEWärmeG werden unterschritten. Besonderes Augenmerk wurde der „Haus-im-Haus-Konstruktion" der Mikroskopräume geschenkt. Für diese Sonderräume sind das Fundament, die Wände und die Decke vom übrigen Gebäude statisch, wie auch elektrisch entkoppelt. Um Erschütterungen zu eliminieren stehen beide Mikroskope auf luftgefederten Stahlbeton-Fundamentkörpern mit einem Gewicht von jeweils 36 Tonnen. Auf die Innenhülle der Mikroskopräume, aus 24cm starken Kalksandsteinen, sind als Heiz-, Kühl- und Akustiksystem zusätzlich gelochte Gipskartonplatten montiert, die für eine Temperaturkonstanz von ± 1,0°K/Tag sorgen und gleichzeitig den Schall absorbieren.
Technik - Das Gebäude ist an die vorhandene Fernwärmeversorgung der Universität angeschlossen. Drei Teilklimaanlagen mit Hochleistungswärmerückgewinnung versorgen getrennt die beiden Mikroskopräume wie die Laborspange. Schallübertragungen werden damit vermieden. Eine Kompressionskältemaschine liefert die Kälte für die Klimawand der Mikroskope und für die Laborbereiche. Die Außenluftkühlgeräte sind im Obergeschoß auf einer Technikterrasse zur einfacheren Wartung aufgestellt. Im ganzen Gebäude kommen LED-Leuchten zum Einsatz. Das Regenwasser wird in einem auf dem Grundstück neu angelegten Rückhaltebecken versickert. Aufgabe - Das neue Mikroskopgebäude der Universität Ulm am Oberberghof bietet Platz für zwei große Transmissions-Elektronenmikroskope. Die Abkürzung „SALVE" steht dabei für „Sub-Ångstrøm Low-Voltage Electron Microscopy" und bezeichnet ein von der DFG gefördertes Forschungsprojekt der Universität Ulm zur Entwicklung eines besonders materialschonenden atomar auflösenden Geräts. Für das zweite Gerät „TITAN" wurde wegen der erwarteten Emissionen der neuen Straßenbahnlinie zum Universitätscampus am Eselsberg eine Ersatzunterbringung erforderlich. Das Projekt wurde von den Stadtwerken der Stadt Ulm als Maßnahmenträger der neuen Straßenbahnlinie mitfinanziert.
Städtebau und Gestaltung - Das Gelände des Oberberghofs liegt runde 500m südlich der Universität West bzw. der Albert-Einstein-Allee. Die vorhandenen Gebäude des Tierforschungszentrums der Universität Ulm bilden einen nach Süden zur Stadt hin geschlossenen Hof. Der Neubau ergänzt diese Struktur der vorhandenen Bebauung und schließt das Gebäudeensemble nach Norden hin. Der schöne Baumbestand bleibt erhalten. Das Entwurfskonzept folgt konsequent dem Gedanken, ein funktional kompaktes Gebäude für die extrem störungsempfindlichen Geräte zu planen. Der zweigeschossige, nicht unterkellerte Baukörper ist als Zweibund mit den Laborräumen im Erdgeschoß und Laborbereichen im Obergeschoß organisiert. Vom Erdgeschoß aus werden die beiden zentralen zweigeschossigen Mikroskopräume erschlossen. Diese besitzen mit einer lichten Höhe von 5,20m ein ausreichend großes Raumvolumen, um das erforderliche konstante Raumklima zu gewährleisten. Dazwischen liegen gemeinsame Betriebs- und Operatorräume. Die Technikzentrale wurde in maximaler Entfernung zu den Mikroskopen angeordnet. Bei der Fassadengestaltung wurde Wert auf eine Reduzierung der Fensterflächen gelegt. Die fensterlose Südseite minimiert den Wärmeeintrag im Sommer. Die Lochfassade im Norden bietet den Forschern einen blendfreien Arbeitsplatz und einen schönen Ausblick in die Natur.
Vermögen und Bau Baden-Württemberg
Amt Ulm
Mähringer Weg 148
89075 Ulm
716,20 m³
4.554 m³
5 - 8
statix³ GmbH, Leipheim
Trippe + Partner, Leinfelden-Echterdingen
IB Veitinger & Partner, Neu-Ulm
IB Neher Butz, Senden
Müller-BBM GmbH, Planegg
Prof. Arno S. Schmid + Manfred Rauh Landschaftsarchitekten GmbH, Neu-Ulm
2018
Albrecht Schnabel, Rankweil A
Oberberghof 3/1
89081 Ulm